Hitschmann, Friedrich: An Italien. In: Kürt, Camilla (Hrsg.): Wiener Hausfrauen-Zeitung, Nr. 19, S.169. Wien, 7. Mai 1893.
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Land der Hoffnung, Land der Sehnsucht,
Land der gold'nen Jugendträume,
Land der kleinen Macaroni
Und der großen Lorbeerbäume.
Ach wie gerne wollt' ich deine
Fluren schau'n mit eig'nen Augen,
Deine reinen, milden Lüfte
Mit selbeig'nen Lungen saugen.
Deine dunkeln Feuerweine
Möcht' ich schlürfen an der Quelle,
Lauschen deiner Mandolinen
Süßen Klang an Ort und Stelle.
Nach der Stätte, wo einst Brutus
Für die Freiheit kühn gestritten.
Und wo Cäsar um die Herrschaft
Jammervollen Tod gelitten.
Wo sodann Barbarenhorden
Manchen blut'gen Sieg erfochten.
Und von wo die Tiaraträger
Ganz Europa unterjochten.
Nach der ew'gen Stadt am Tiber
Wollt' ich meine Schritte lenken,
In der Menschheit höchste Ehre,
Tiefste Schmach mich zu versenken.
Aber leider ist das Reisen
Für mich Armen viel zu theuer.
Und die Preise des Alberges
Sind, so heißt es, ungeheuer.
Auch der Schmutz Hesperiens, heißt es,
Sei den Nordlandssöhnen schädlich.
Drum bezwing' ich meine Sehnsucht,
Bleib' im Land und nähr' mich redlich.
Friedrich Hitschmann.