friedrich_hitschmann_-_ueber_das_wetter
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friedrich_hitschmann_-_ueber_das_wetter [2024/11/19 17:57] – angelegt Daniel Schönfeld | friedrich_hitschmann_-_ueber_das_wetter [2024/11/19 18:00] (aktuell) – Daniel Schönfeld | ||
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- | ===== Über das Wetter. | + | < |
- | ==== Eine philosophische Plauderei. | + | Hitschmann, Friedrich: Über das Wetter. In: Kürt, Camilla (Hrsg.): Wiener Hausfrauen-Zeitung, |
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+ | ===== Eine philosophische Plauderei. | ||
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Da jedoch, wie schon Aristoteles gesagt hat, der Mensch ein geselliges Thier ist, so müssen sich auch die seinem Wesen eigenthümlichen Züge am deutlichsten dort beobachten lassen, wo er in Masse auftritt. In dieser Hinsicht ist es sehr bezeichnend, | Da jedoch, wie schon Aristoteles gesagt hat, der Mensch ein geselliges Thier ist, so müssen sich auch die seinem Wesen eigenthümlichen Züge am deutlichsten dort beobachten lassen, wo er in Masse auftritt. In dieser Hinsicht ist es sehr bezeichnend, | ||
- | //Milde war die Maiennacht, \\ | + | //Milde war die Maiennacht, |
Silberwölkchen flogen,// | Silberwölkchen flogen,// | ||
oder | oder | ||
- | //Vor Kälte ist die Luft erstarrt, \\ | + | //Vor Kälte ist die Luft erstarrt,\\ |
Der Schnee knarrt unter meinen Tritten —// | Der Schnee knarrt unter meinen Tritten —// | ||
bis herab zu dem philiströsen | bis herab zu dem philiströsen | ||
- | //Es regnet, \\ | + | //Es regnet,\\ |
- | Gott segnet \\ | + | Gott segnet\\ |
Die Erde, die so durstig ist,// | Die Erde, die so durstig ist,// | ||
oder dem muthwillig-lasciven Studentenlied | oder dem muthwillig-lasciven Studentenlied | ||
- | //Es regnet und es schneit \\ | + | //Es regnet und es schneit\\ |
Und weht ein kühler Wind.// | Und weht ein kühler Wind.// | ||
Bisweilen aber, freilich selten genug, begegnen wir auch einem Dichter, der uns ausdrücklich versichert, dass die Gewalt seiner Gefühle ihn über die des Wetters hinaushebe, und etwa triumphierend ausruft: | Bisweilen aber, freilich selten genug, begegnen wir auch einem Dichter, der uns ausdrücklich versichert, dass die Gewalt seiner Gefühle ihn über die des Wetters hinaushebe, und etwa triumphierend ausruft: | ||
- | //Ob es draußen Winter sei, \\ | + | //Ob es draußen Winter sei,\\ |
- | Was bekümmert' | + | Was bekümmert' |
- | In mir, in mir ist es Mai, \\ | + | In mir, in mir ist es Mai,\\ |
Denn ich liebe dich.// | Denn ich liebe dich.// | ||
Und so sprechen nicht bloß glücklich Liebende, die ja seit alters das unbestrittene Privilegium besitzen, in ihrer Begeisterung über all die gemeinen Einflüsse der prosaischen Wirklichkeit erhaben zu sein, auch Grillparzer spricht sich in seinem ernsten „Decemberlied" | Und so sprechen nicht bloß glücklich Liebende, die ja seit alters das unbestrittene Privilegium besitzen, in ihrer Begeisterung über all die gemeinen Einflüsse der prosaischen Wirklichkeit erhaben zu sein, auch Grillparzer spricht sich in seinem ernsten „Decemberlied" | ||
- | //Wer denn heißt dich Würger nur. \\ | + | //Wer denn heißt dich Würger nur.\\ |
- | Du flichtst Lebenskränze, | + | Du flichtst Lebenskränze, |
- | Und die Winter der Natur \\ | + | Und die Winter der Natur\\ |
Sind der Geister Lenze. // | Sind der Geister Lenze. // | ||
Vollends von philosophischer Tiefe aber ist, auch wenn man ihn in seiner buchstäblichen Bedeutung auffasst, der viel citierte und selten beherzigte Ausspruch Goethes: | Vollends von philosophischer Tiefe aber ist, auch wenn man ihn in seiner buchstäblichen Bedeutung auffasst, der viel citierte und selten beherzigte Ausspruch Goethes: | ||
- | //Lass regnen, wenn es regnen will, \\ | + | //Lass regnen, wenn es regnen will,\\ |
- | Dem Wetter seinen Lauf, \\ | + | Dem Wetter seinen Lauf,\\ |
- | Denn wenn's genug geregnet hat, \\ | + | Denn wenn's genug geregnet hat,\\ |
So hört' | So hört' | ||
friedrich_hitschmann_-_ueber_das_wetter.1732039058.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/11/19 17:57 von Daniel Schönfeld